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AnzeigeOft springen medizinische Hilfsorganisationen ein, wenn der Staat keine Hilfe mehr leisten kann oder überfordert ist. Organisationen wie die Ärzte ohne Grenzen oder die Malteser unterstützen Menschen in Notlagen und stützen sich dabei auf medizinisches Fachpersonal, das meist mit ehrenamtlicher Arbeit seine Zeit und sein Wissen zur Verfügung stellt. Häufig sind solche Organisationen im Ausland tätig, wenn es zu einer Krise kommt.

Dazu können etwa Naturkatastrophen, Kriege oder Epidemien zählen, welche das staatliche Gesundheitssystem an seine Grenzen bringen können. Hilfsorganisationen sind aber auch in Deutschland tätig und leisteten etwa während der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 wichtige Arbeit. Gewisse Organisationen sind fest in das Gesundheitssystem eingebunden und betreiben etwa Krankenhäuser oder die medizinische Versorgung an Anlässen.

Welche medizinischen Hilfsorganisationen gibt es?

Zu den in Deutschland bekanntesten Organisationen gehören „Ärzte ohne Grenzen“, die Johanniter oder die Organisation „Ärzte der Welt“. Auch das Rote Kreuz und der Rote Halbmond zählen zu den medizinischen Hilfsorganisationen. Daneben gibt es viele lokale Initiativen und regional verankerte Hilfswerke, die sich häufig auf die Unterstützung eines bestimmten Projektes fokussieren.

Johanniter

Die Johanniter gehen auf eine katholische Ordensgemeinschaft zurück, die seit dem 11. Jahrhundert existiert. Im Jahr 1538 ging daraus eine evangelische Ordensgemeinschaft hervor. Zu dieser gehört auch die Johanniter-Unfall-Hilfe, das wahrscheinlich bekannteste Hilfswerk der Johanniter. Sie wurde 1952 unter dem Eindruck der stetig steigenden Unfälle mit Verletzten und Toten im Straßenverkehr gegründet.

Die Hilfsorganisation beschäftigt 25’000 Mitarbeitende und kann auf 40’000 Freiwillige sowie 1,25 Millionen Mitglieder zählen. Das Hilfswerk, das sich der christlichen Nächstenliebe verpflichtet sieht, kümmert sich etwa um die Ausbildung von Laien in Erster Hilfe, um medizinische Versorgung an Anlässen, ist im Zivil- und Katastrophenschutz eingebunden und betreibt eigene Rettungswachen sowie sechs Standorte mit Rettungshubschraubern. Die Johanniter sind zudem in 30 Ländern tätig und leisten dort medizinische Nothilfe nach Katastrophen oder helfen bei der Ausbildung und dem Aufbau medizinischer Strukturen.

Die Malteser

Die Malteser sind eng verwandt mit den Johannitern – nur, dass es sich dabei um das Hilfswerk des katholischen Ordensteils handelt. Der Malteser Hilfsdienst beschäftigt 38’000 Menschen und zählt 51’000 Freiwillige in seinen Reihen, die ehrenamtlich Arbeit leisten. Gut eine Million Menschen sind Mitglieder und Fördermitglieder. Der Hilfsdienst wurde 1953 gründet. Er bietet Ausbildungen für breite Bevölkerungskreise etwa im Bereich der Ersten Hilfe oder der Pflegehilfe an, unterhält Sanitäts- und Betreuungszüge für den Fall einer Katastrophe im Inland, hat eine eigene Jugendorganisation und einen Auslanddienst. Dieser tritt seit dem Jahr 2005 als „Malteser International“ auf. Die Organisation engagiert sich auch im Bereich der Notfallseelsorge und Krisenintervention.

Ärzte ohne Grenzen

Diese Organisation hat anders als die obengenannten keine religiösen Wurzeln. Die im Jahr 1971 gegründete und im schweizerischen Genf beheimatete Hilfsorganisation ist die größte unabhängige Organisation für medizinische Nothilfe. Ihr offizieller Name ist „Médecins sans Frontières“ (MSF). Die deutsche Sektion wurde im Jahr 1993 gegründet und bildet zusammen mit den Sektionen aus Großbritannien und Niederlanden das „Operational Center Amsterdam“ – eines von nur fünf Zentren der Organisation, das selbst Einsätze plant und durchführt. Die Organisation ist in 79 Ländern aktiv und leistete in den letzten Jahren etwa medizinische Hilfe in Somalia, im Sudan oder in Ruanda. Der afrikanische Kontinent gehört zu den Schwerpunkten der Arbeit der Ärzte ohne Grenzen, die aber auch in Afghanistan tätig war. Die Organisation betreibt in Kriegs- und Krisenländern unter anderem eigene Krankenhäuser, führt Impfkampagnen durch, verteilt Nahrungsmittel und bildet medizinisches Personal vor Ort aus.

Das Rote Kreuz

Unter der Bezeichnung „Rotes Kreuz“ werden mehrere rechtlich voneinander unabhängige Organisationen verstanden, etwa das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) oder die nationalen Gesellschaften des Roten Kreuz. Sie teilen allerdings gemeinsame Grundsätze, Ziele und Statuten. Das Ziel der Bewegung ist es, unabhängig von staatlichen Institutionen und auf Basis ehrenamtlicher Arbeit das Leben, die Gesundheit und die Würde der Menschen zu schützen sowie das Leid von Menschen zu mindern. Das Rote Kreuz ist politisch und konfessionell neutral und will allen Menschen helfen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Ansichten. Das IKRK hat seinen Sitz im schweizerischen Genf und organisiert in Zusammenarbeit mit den nationalen Gesellschaften Hilfsmissionen etwa nach Naturkatastrophen.

In vielen Ländern mit islamischer Bevölkerung tritt die Organisation als „Roter Halbmond“ auf. Das Rote Kreuz respektive die Ländergesellschaften leisten auch medizinische Hilfe im Fall von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Das Rote Kreuz beruft sich in seiner Arbeit in diesem Bereich auf die Genfer Konventionen. Zu den Tätigkeitsbereichen des Roten Kreuz gehört auch die Organisation von Suchdiensten. Häufig werden nach krisenhaften Ereignissen Menschen vermisst, die das Rote Kreuz zusammenzuführen versucht. Außerdem kümmert sich die Organisation auch um die Verbreitung von Wissen rund um das humanitäre Völkerrecht.

Ärzte der Welt

Unter diesem Namen tritt die deutsche Sektion des internationalen Hilfswerks „Médecins du Monde“ auf. Die Organisation will Menschen in Krisensituationen helfen. Dazu gehören Kriege, Naturkatastrophen, aber auch starke Armut und die Hilfe für Opfer von Gewalt. Ärzte der Welt ist politisch und konfessionell neutral. Einen besonderen Fokus legt die Organisation auf die Dokumentation von Verletzungen der Menschenrechte und das öffentliche Anprangern von Missständen.

In diesem Bereich ist die Organisation auch mit Kampagnen sehr aktiv. Die Organisation ist in vielen Ländern der Welt tätig, etwa in Syrien. Zudem sieht Ärzte der Welt die Entwicklungshilfe mit langfristigeren Projekten als zentral an und kümmert sich laut eigenen Angaben vor allem um Kinder und Frauen in Not sowie Menschen ohne Zugang zu Gesundheitsversorgung und Geflüchtete. Vor Ort legt die Organisation auch großen Wert auf das Engagement in der Ausbildung von lokalen Helferinnen und Helfern.

Welche Arbeiten übernehmen medizinische Hilfsorganisationen?

Das Spektrum der Arbeiten, welche medizinische Hilfsorganisationen ausführen, ist groß. Ihr Tätigkeitsgebiet reicht von der Ausbildung von Interessierten in Erster Hilfe bis hin zum Betreiben kompletter Krankenhäuser oder Rettungsdienste. Bekannt sind die Organisationen vor allem für ihre Arbeit im Feld – also etwa für die Sanitäts-Posten an großen Anlässen oder für die Unterstützung vor Ort bei großen Ereignissen wie Naturkatastrophen. Da dies nicht unter freiem Himmel geschehen kann, sondern das Material und mögliche Patientinnen und Patienten vor Regen und Wetter geschützt versorgt werden müssen, bauen Hilfsorganisationen dementsprechend oft Zelte vor Ort auf oder bei größeren Einsätzen sogar ganze Lager.
Zu ihren Aufgabengebieten gehören demnach nicht nur medizinische Aspekte, sondern auch logistische – wie der Transport des Materials, das Einkaufen und Errichten von Zelten und Lagern und das Erdnägel kaufen für diesen Zweck. Deshalb rekrutieren medizinische Hilfsorganisationen nicht nur Ärzte, Pflegefachleute und Labor-Personal, sondern beispielsweise auch Logistiker, Lastwagenfahrer oder Sicherheitspersonal. Darüber hinaus beschäftigen Hilfsorganisationen auch Personen, die sich um Administratives kümmern – etwa die Beschaffung von Material, das Auszahlen von Löhnen, das Rekrutieren von Freiwilligen und Mitgliedern oder die Beschaffung von Reiseunterlagen und Flugtickets. Zudem stehen medizinische Hilfsorganisationen auch meist untereinander in Kontakt und halten Kontakt mit den Gesundheitsorganisationen und -institutionen der jeweiligen Länder sowie deren politischen Vorgesetzten.

Fazit

Ohne medizinische Hilfsorganisationen würde in vielen Teilen der Welt die medizinische Versorgung im Notfall zusammenbrechen – vor allem dort, wo die staatlichen Institutionen eher schwach ausgeprägt sind und im Fall eines unerwarteten Ereignisses an ihre Grenzen kommen. Aber auch ohne akute Krisen leisten solche Organisationen unverzichtbare Arbeit, um die Gesundheit und das Wissen darüber in großen Teilen der Welt zu fördern und Menschen zu helfen, ein würdevolles Leben zu führen. Aber nicht nur in weniger entwickelten Ländern, auch in Deutschland sind medizinische Hilfsorganisationen ein großer und unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung.

Nicht nur sorgen sie dafür, dass in breiten Teilen der Bevölkerung ein gewisses Allgemeinwissen im Bereich der ersten Hilfe vorherrscht, auch betreiben sie Rettungsdienste, Sanitätsposten an großen Anlässen und leisten im Fall einer Krisenlage wertvolle Unterstützung. Das hat das Hochwasser im Jahr 2021 eindrücklich bewiesen. Während in vielen westeuropäischen Ländern etwa der Rettungsdienst und das Betreiben von Krankenhäusern eine Aufgabe ist, die fast ausschließlich von staatlichen Stellen erbracht wird, sind in Deutschland auch private Hilfsorganisationen stärker in das Gesundheitssystem eingebunden. Hinzu kommt, dass Ärzte, Pflegefachpersonen und sonstiges medizinisches Personal aus Deutschland dank der guten Ausbildung gefragte Mitarbeitende von solchen Organisationen sind, die in Einsätzen im Ausland wertvolle Arbeit leisten und mithelfen, Leben zu retten und die Not von Menschen zu lindern.